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Wer hat´s erfunden? Auch abseits von Ricola eine gute Frage.

Einigen von Ihnen mag die Werbekampagne aus den 90igern des Schweizer Kräuterzuckerlherstellers noch in Erinnerung sein. Die Kampagne mit dem Slogan „Wer hat´s erfunden?“ ging um die Welt und entbehrte nicht einer gewissen schweizer Ironie. Aussagen wie diese und viele andere Zitate gibt es zuhauf. Ich möchte mit Ihnen gerne meine Gedanken zu diesem Thema teilen, da Zitate in der Lehre durchaus häufig vorkommen und auch die eine oder andere Seminar- oder Abschlussarbeit zieren.

Etwas falsch zu machen, ist einfach nur eine Möglichkeit etwas zu tun.“ Dieser Satz stammt angeblich von Katharine Graham, Verlegerin 1917-2001. Im Englischen ist diese Aussage unter „A mistake is simply another way of doing things.“ zu finden.

Wenn diese Zeilen zeitlich verortet werden, dann erhalten sie einen ganz anderen Bedeutungshorizont. Graham war Journalistin und Verlegerin in Amerika. In der Zeit der Watergate Affäre war sie Herausgeberin der Washington Post. Die missbräuchlichen Amtsgeschäfte der damaligen US-Regierung zwangen Präsident Nixon zum Rücktritt. Und dieser hatte offensichtlich in seiner Regierungszeit ein paar Entscheidungen getroffen, die nicht die richtigen waren.

Die große Welt der „weisen“ Worte…

Sinnsprüche und Zitate werden sintflutartig auf Webseiten, Kalendern, Grußkarten und ähnlichem angeboten und präsentiert. Sehr oft auch mit den vermeintlichen Autor_innen angeführt. Es ist häufig nicht so einfach, dies auch zu verifizieren.

Schon damals sagte…

Wer kann schon überprüfen, ob Konfuzius wirklich folgende Aussage getätigt hat: „Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten.“ Dieser Satz ist ein „Allerweltsatz“ der von vielen Personen stammen könnte. Konfuzius war chinesischer Philosoph und Begründer des Konfuzianismus. Von ihm selbst sind keine Niederschriften überliefert. Die Herkunftsüberprüfung bleibt somit vage. Familie, Staat und Gemeinschaft geben den Rahmen für moralisch und sittliches Verhalten im Konfuzianismus vor. Es ist vielmehr eine Haltung als eine Religion. Vielleicht war es der Fehler von Konfuzius, nichts niederzuschreiben.

Wenn also nun diese beiden Aussagen verglichen werden und die zeitliche Verortung ebenfalls in Betracht gezogen wird, dann entsteht ein Verständnis für den jeweiligen Inhalt und eine mögliche neue Form der Interpretation.

Vieles im Studium und Wissenserwerb ward schon mal gesagt…

Im Laufe eines Studiums ist es notwendig und sinnvoll, mitunter auch freudvoll, unterschiedliche Theorien kennenzulernen, zu untersuchen oder mit selbstformulierten Beispielen anschaulicher darzustellen. Dabei sollten wir uns auch immer die zeitliche Verortung vor Augen führen. Jede Zeit hat Ihren Bildungshorizont und manche Hypothesen, die zu Thesen wurden, gelten heute als wiederlegt, weil weiterführende Forschung und eingehende Überprüfung neue Erkenntnisse geschaffen haben. Sie waren nicht falsch, sie waren zeitadäquat. Einige halten sich und bleiben gültig. Prüfen und verorten Sie! Das nicht zu machen, wäre falsch. Und im Übrigen hat Katharine Graham noch einige ganz nette Aussagen getätigt.

PS: Das Bild der „rostigen Beisszange“ stammt aus dem Donaupark und ist Teil der Skulputur „The golden calf – monument of technology“ , erfunden hat sie Karl Anton Wolf.

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