Also ich beschäftige mich in meinen Blogbeiträgen noch immer mit dem Verfassen meiner Abschlussarbeit. Mittlerweile habe ich ein Thema, eine Fragestellung und nach dem letzten Beitrag auch noch genügend Literatur für mein Problem, dass mir meine Eltern kein Geld mehr schenken. Jetzt kann es so richtig los gehen mit dem Schreiben. An diesem Punkt habe ich schon öfters von Studierenden gehört, dass sie eine Schreibblockade haben. Aber eigentlich gibt es das nicht. Wie in meinem Lieblingsbuch zu wissenschaftlichem Schreiben und Publizieren steht, ist wissenschaftliches Schreiben kein kreativer Schreibprozess, bei dem man sich etwas ausdenken muss. Also kann es hier auch keine Schreibblockaden geben (Silvia, 2007). Man muss sich einfach hinsetzen und die gelesenen Dinge in eigenen Worten zusammenfassen und das dann richtig zitieren. Das sollte echt keine Hexerei sein. Und wenn man ein Literaturverwaltungsprogramm verwendet – hab ich eigentlich schon mal Zotero erwähnt? 😉 – und dort schon kurze Zusammenfassungen verfasst hat, hat man schon viel geleistet. Super, wenn man da nicht nochmal alles lesen und ganz von vorne beginnen muss!
Wos woa mei Leistung?
Dadurch, dass in Theorieteilen immer „nur“ Sachen von anderen zusammengefasst werden, haben Studierende hier oft das Gefühl, dass das alles gar nicht von ihnen ist. Das stimmt so aber natürlich überhaupt nicht. Immerhin wird Literatur zu einem spezifischen, oft sogar selbst gewählten Thema zusammengetragen und dann sinnvoll zu einem eigenen Werk zusammengestellt. Außerdem liegt die wissenschaftliche Leistung auch darin die eigene Meinung zurückzunehmen und sich fakten- und wissenschaftsbasiert einem Thema zu nähern. Jetzt brauchen wir wirklich nicht so zu tun als wär‘ das nix! Da ist auf jeden Fall einiges an Leistung dahinter und die Meischberger-Frage muss sich hier niemand stellen!
Wie baut man einen Literaturteil auf?
Die Gliederung gibt eine (veränderbare) grobe Struktur vor, die hilft, die gefundene Literatur in Kapitel und Unterkapitel einzuteilen. In diesen Unterkapiteln werden zusammenpassende Inhalte in einzelnen Absätzen sinnvoll dargestellt. Das ist oft leichter gesagt als getan. Am besten sortiert man vor dem Schreiben die Artikel oder noch besser gleich die Zusammenfassungen so wie sie der Reihe nach berichtet werden sollen. Das heißt man überlegt welche Themen oder Artikel zusammengehören und welche aufeinander aufbauen und daher in einer bestimmten Reihenfolge berichtet werden müssen, damit das Geschriebene im Anschluss gut verständlich ist.
Texte die nicht strukturiert sind, sind leider wenig verständlich. Mit der Struktur passt etwas nicht, wenn auf das gleiche Thema an verschiedenen Stellen der Abschlussarbeit eingegangen oder wenn auf vergangene oder kommende Kapitel verwiesen wird.
Bei Abschlussarbeiten und auch wenn man einfach mal so einen Blogbeitrag schreibt, sollten sich die Themen nacheinander ergeben und sich nicht wiederholen. Bei meiner eigenen Abschlussarbeit sollte ich also zuerst definieren was Geld ist und dann generell über altruistisches Verhalten berichten und dort in einem Unterkapitel erläutern, wie sich altruistisches Verhalten in Bezug auf Geld äußert. Und das alles, ohne dort nochmal Geld zu definieren. Also immer alles schön der Reihe nach!
Verbindungen verbinden
Des Weiteren ist es bei der Struktur wichtig, dass nicht einfach ein Artikel oder ein Aspekt nach dem anderen berichtet wird, sondern dass auch in der Beschreibung die Absätze inhaltlich miteinander verbunden werden. Am leichtesten geht das, wenn man am Anfang des Absatzes ein Verbindungswort verwendet. Das könnte zum Beispiel wie beim aktuellen Absatz „des Weiteren“ sein, aber auch „außerdem“, „dahingegen“ und „in diesem Zusammenhang“ sind super Verbindungen, die den Leser_innen helfen den Text zu strukturieren und sich dadurch im Text zurecht zu finden.
Was für Absätze gilt, gilt natürlich auch für Kapitel. Diese sollten nicht einfach nebeneinanderstehen ohne den Leser_innen zu sagen, warum ein Kapitel auf das nächste folgt. Diese Arbeit muss man den Leser_innen abnehmen, indem man am Ende eines Kapitels kurz bekannt gibt, wie es im nächsten Kapitel weiter geht und diese Abfolge sollte natürlich auch logisch begründet sein. Zum Beispiel könnte ich am Ende des Kapitels in dem Geld definiert wird schreiben, dass sich Personen oft altruistisch Verhalten und auch Geld herschenken und dass aus diesem Grund im nächsten Kapitel auf Altruismus eingegangen wird.
Wie sieht das jetzt sprachlich aus im Theorieteil?
Also, die meisten Wikipedia-Artikel sind gute Anhaltspunkte für den sprachlichen Stil einer wissenschaftlichen Arbeit. Generell gilt, dass man den Leser_innen das Denken so weit wie möglich abnehmen sollte und eher kein fachliches Wissen voraussetzen sollte. Man kann aber annehmen, dass Leser_innen durchaus in der Lage sind, sich Dinge zu merken und einen anspruchsvollen Text mitverfolgen können. Das heißt, die Leser_innen sind quasi intelligente Dummies. Daher werden alle fachlichen Dinge einfach und neutral erklärt. Vor völlig abgehobenen mit Fremdwörtern gespickten und/oder urlangen Sätzen sollte man sich hüten. Da sollte man lieber mal im Wörterbuch nachschauen, ob es nicht doch ein leichter verständliches Wort gibt und den Satz trennen.
Wörter wie „man“ oder „Job“ sind umgangssprachlich und haben daher in einer Abschlussarbeit nichts zu suchen. Auch sollte man lieber die deutschen Fachbegriffe als die englischen verwenden, immerhin ist die Abschlussarbeit auf Deutsch zu verfassen und es gibt sowieso schon genug Anglizismen.
Wie kann man sich beim Schreiben helfen?
Leider kann man selbst manchmal schwer beurteilen, ob das Geschriebene überhaupt verständlich ist. Wie ich damals – vor sehr, sehr langer Zeit – meine Diplomarbeit geschrieben habe, habe ich allen, die es hören wollten und wahrscheinlich auch ein Paaren, die es nicht hören wollten, von den ganzen Theorien und Experimenten, die in meiner Abschlussarbeit vorkamen, erzählt. So ist mir immer schnell klar geworden, was ich der Reihe nach wie beschreiben muss, damit meine zukünftigen Leser_innen das auch gut verstehen und nachvollziehen können. Und keine Angst, die meisten Leute interessieren sich wirklich dafür, worum es in der Abschlussarbeit geht.
Nachdem man die eigenen Fehler meistens gar nicht mehr sieht, sollte man die Arbeit ein paar Tage liegen lassen und sie erst danach wieder lesen und korrigieren. Unglaublich, was einem da alles auffällt. Ich weiß, die Abschlussarbeit liegen lassen ist manchmal recht schwer, weil die Deadline zur Abgabe drängt. Daher sollte man auch unbedingt rechtzeitig anfangen! Und nicht vergessen, die Arbeit auch von anderen Korrektur lesen zu lassen. Als Betreuerin von Abschlussarbeiten bin ich immer froh, wenn ich mich auf den Inhalt konzentrieren kann und nicht von Tipp- und Grammatikfehlern abgelenkt werde.
So, wie geht‘s jetzt weiter?
Ist der Theorieteil (endlich) abgeschlossen, geht es bei Literaturarbeiten mit der Diskussion weiter. Bei empirischen Abschlussarbeiten folgt auf die Theorie der Methodenteil. Auf die einzelnen Teile des Methodenteils und die damit verbundenen Fallstricke gehe ich in den nächsten Blogbeiträgen ein. Und versprochen, auf den Diskussionsteil komme ich auch ganz bestimmt noch zu sprechen. 🤓
Referenzen
Silvia, Paul J. (2007). How to write a lot: A practical guide to productive academic writing. Washington: American Psychological Association.