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Kollaboration – von Ameisen lernen

Ameisen im Team

Eliud Kipchoge lief am 12. Oktober 2019 die Marathonstrecke in Wien in weniger als 2 Stunden und betonte dabei immer wieder, dass es sich hierbei nicht um seine Einzelleistung handelt. Diese Story allein wäre einen eigenen Blogbeitrag wert. Aber was haben der kenianische Langstreckenläufer und Ameisen gemeinsam? Gar nicht so wenig, wie ich meine!

Komplexe Herausforderungen im Ameisenstaat werden durch ein Miteinander möglich. Die scheinbar so verwundbaren Tiere schaffen es, hochkomplizierte Konstrukte zu bauen oder knifflige Aufgaben zu erledigen. Mit mathematischer und technischer Verliebtheit und Präzision. Dabei ist jede Einzelleistung genauso wichtig wie die Gesamtleistung und das Ziel, ein großes Projekt gemeinsam geschafft zu haben. Und dabei vollbringen sie oft Höchstleistungen.

We all can break the impossible

Im Arbeitsleben sind wir sehr häufig, vielleicht auch fast immer, ebenfalls auf kollaborative Arbeitsformen angewiesen. Umso wichtiger ist es, in der Lehre genau diese Fähigkeiten zu trainieren. Im virtuellen Rahmen der Fernlehre ist dem kollaborativen Arbeiten noch ein besonderer Aspekt anheim. Die Gruppenmitglieder und Teams kennen einander nur flüchtig und können sich zu Beginn nur erschwert auf die anderen Teammitglieder einlassen. Teambildungsmaßnahmen (#Worldcafé) sollten dies daher fördern und initiieren.

Ist das Teambuilding einmal abgeschlossen, kommt es durchaus relativ rasch zu einer Rollenverteilung. Leader übernehmen und Struktur und Arbeitsabläufe werden in den Gruppen bestimmt.

Multiplikator-Effekt nützen: Mehr schaffen mehr

Prozess des Wissenszuwachses in einer kollaborativen Lerngruppe (Straub, 2001)

Wo im Vorfeld das Wissen auf einzelne Studierende verteilt ist (Distributed Knowledge), wird durch den Austausch von Wissen eine Basis geschaffen, die es jeder und jedem ermöglicht, sein/ihr Wissen zu erweitern. Die Teilhabe am Wissen anderer erweitert somit das eigene Wissen. Diesen Austausch und Erweiterungsprozess nennt man auch Grounding. Am Ende verfügen alle Teammitglieder über ein erweitertes gemeinsames Wissen (Mutual-Knowledge).

Was bringt das? Unterschiedliche Meinungen und Aspekte können herausgearbeitet werden. Das Arbeiten wird breiter, ganz im Sinne einer Horizonterweiterung. Die Vorteile von kollaborativen Lehr- und Lernmethoden sind:

  • Abbildung des Arbeitsalltags
  • Förderung von Konsensstrategien
  • Förderung von demokratischen Aspekten

Der Nachteil könnte sein, dass die Einzelleistung nicht im Vordergrund steht oder aber dass es vereinzelt zu social loafing kommt (soziale Faulheit). Gruppenmitglieder lassen sich „mitschleifen“ und erbringen keine Einzelleistung.

Maßnahmen, um dem entgegen zu wirken, könnten sein:

  • Forderung durch den Lehrenden zu Einzelaktivitäten
  • Abwechselnde Rollen im Team einnehmen
  • Präsentationen der Endergebnisse offline
  • Peer Review durch die anderen Gruppen ermöglichen
  • Gruppendiskussionen zum Abschluss initiieren

Fazit

Wer in der kurzen Zeit einer Lehrveranstaltung die Gewinnmaximierung (Mutual-Knowledge) dahingehend nutzen möchte, dass die Studierenden aktiviert werden in der Gruppe ihr Bestes zu geben, inhaltlich und sozial davon zu profitieren, der sollte Kollaborationsaspekte in der Lehr- und Lernform integrieren. Der Mehrwert für die Studierenden liegt in der Vorbereitung auf durchaus gängige berufliche Arbeitsformen und deren Förderung. Ich denke, Eliud und die Ameisen haben Recht: It takes a Team!

Quellen:

Straub, 2001. In: Schwabe, Gerhard (2001). Grundlagen des kollaborativen Lernens mit neuen Medien .

Weiterführende Links:

It takes a Team https://www.youtube.com/watch?v=-keG05Bucho [Abruf am 27.02.2020]
https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/57254/1/20120125164918_merlin-id_3149.pdf (Grundlagen des kollaborativen Lernens mit neuen Medien. https://pflege-professionell.at/was-wir-von-ameisen-und-amoeben-ueber-koordination-und-zusammenarbeit-lernen-koennen

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