Nach mühevoller Arbeit mit Themenfindung, der Problemstellung, der Literatur, dem Theoriekapitel, den Hypothesen und der Fragebogenerstellung hat man endlich die Daten vorliegen. Seien wir uns einmal ganz ehrlich, da hat jetzt niemand großartig Lust systematisch vorzugehen. Man will doch wissen was rausgekommen ist. Also kurz mal das Statistikprogramm anwerfen und analysieren was das Zeug hält. 🤓 Wenn dann die erste Neugierde gestillt ist, sieht man sich die Daten natürlich gründlich der Reihe nach an.
Was sehe ich mir zuerst an?
Zuerst sichtet man die Daten und sieht nach, ob die Daten plausibel sind (z.B. hat eine 15jährige 6 Kinder, usw.). Solche Datensätze sollten gelöscht werden, weil man hier nicht sagen kann, wie ernsthaft der Fragebogen ausgefüllt wurde. Man sollte sich auch ansehen, ob es Fragen gibt, die viele Personen nicht beantwortet haben oder ob es an einer bestimmten Stelle im Fragebogen viele Abbrüche gegeben hat. Das gibt schon Aufschluss darüber, wie gut der Fragebogen bei den Teilnehmer_innen angekommen ist und wie brauchbar die Daten sind.
Dann sieht man sich die soziodemographischen Daten der Stichprobe an. Hier wird oft davon gesprochen, ob die Stichprobe repräsentativ ist, aber das ist ein Blödsinn. Repräsentativ heißt, dass alle Personen, die der untersuchten Grundgesamtheit angehören (z.B. alle österreichischen Eltern), die gleiche Chance haben in die Stichprobe zu kommen. Das schafft eigentlich nur die Statistik Austria bei der Mikrozensuserhebung und die zwingen die Leute per Gesetz. 😊 Auf jeden Fall kommt in die Abschlussarbeit das Kapitel „Stichprobe“ in welchem beschrieben wird, wer die Personen waren, die an der Befragung teilgenommen haben (z.B. Alter, höchster Schulabschluss, Erwerbstätigkeit, usw.).
Wie bilde ich meine Skalen?
Als nächstes sieht man sich an, ob die verwendeten Skalen – egal ob selbst gemacht oder aus der Literatur – auch gut passen. Wie das geht, zeigen verschiedene schlaue Videos. 😊 Auf jeden Fall wird die Skalenbildung in der Abschlussarbeit entweder im Materialkapitel oder in einem eigenen Kapitel mit Namen „Vorbereitende Analysen“ berichtet. Dort wird dann auch alles im Text beschrieben (d.h. Itemanalyse, Ergebnis verwendeten Faktorenanalyse, Ergebnis Reliabilitätsanalyse, Name der gebildeten Skala und deren deskriptive Statistiken). Alle diese Daten werden auch in einer Tabelle zusammengefasst dargestellt, die nach der Beschreibung abgebildet wird. Bei der Beschreibung und der Tabelle muss man nicht kreativ sein, sondern man sucht sich eine gute Abschlussarbeit raus und orientiert sich daran. Achtung, nicht abschreiben, nur orientieren! 🤓
Was wird im Ergebnisteil berichtet?
Jetzt geht es daran, im Ergebniskapitel die Hypothesen zu beantworten. Dazu gibt man nochmal an was man untersuchen möchte, und zwar ausformuliert und ohne Angabe der Hypothesennummer. Nur Faule schreiben hier tatsächlich H1 usw. hin. Dann gibt man an welches Verfahren herangezogen wurde, welche Variablen die unabhängigen und welche die abhängigen waren, was dabei rausgekommen ist (inkl. Angabe Mittelwerte, Standardabweichung, Mediane, Korrelationskoeffizienten, F-Werte, Freiheitsgrade, p-Wert, usw.) und wie das Ganze zu interpretieren ist. Das liest sich dann zum Beispiel so: „Um zu analysieren, inwieweit das Alter mit der Höhe von Geldgeschenken zusammenhängt, wurde eine Korrelationsanalyse nach Spearman mit den Variablen „Alter“ und „HöheGeldgeschenk“ durchgeführt. Es zeigte sich eine signifikante negative Korrelation (rsp = -0.35, p < 0.01) welche bedeutet, dass sich mit zunehmenden Alter die Geldgeschenke der Eltern verringern.“
Wie man die Ergebnisse genau angibt, ist meist in den zur Verfügung gestellten Leitfäden beschrieben. Also ist auch hier nie Kreativität sondern immer nur pure Genauigkeit gefragt. Steht in den Leitfäden wider Erwarten nichts zur Ergebnisdarstellung, dann sieht man sich am besten an, wie das in den gelesenen Artikeln gemacht wurde.
Wie sehen Tabellen aus?
Nach der Beschreibung kommt die Ergebnistabelle, in der die schon weiter oben berichteten Mittelwerte (inkl. Standardabweichung) der Gruppen, die Mediane der Gruppen oder die Korrelationen übersichtlich dargestellt werden. Es ist hier ziemlich verlockend, einfach die Ergebnistabelle aus dem Statistikprogramm reinzukopieren. Aber das sieht scheußlich aus und sollte daher auf keinen Fall – ich wiederhole – auf gar keinen Fall gemacht werden! Auch hier kann man sich an guten bestehenden Abschlussarbeiten und gelesenen Artikeln orientieren. Ebenfalls unbedingt zu beachten ist, dass im Text immer die ganze Information, die auch in der Tabelle steht, berichtet werden sollte und dass auf die jeweilige Tabelle verwiesen wird.
Wo bringe ich zusätzliche Ergebnisse unter?
Hat man mehrere Hypothesen, dann analysiert man diese der Reihe nach und berichtet die dazugehörigen Ergebnisse. Manchmal hat man noch nicht für alles eine Hypothese aufgestellt und trotzdem so richtig Lust auch nach der Beantwortung der Hypothesen weiter zu analysieren. Meist hat man ja viel mehr erhoben und möchte genau wissen, was hinter den ganzen Daten liegt. Kein Problem, Analysen, zu denen es keine Hypothesen gibt, werden im Kapitel „Weiterführende Analysen“ berichtet und zwar genau so wie ich das vorher beschrieben habe.
Wie schlimm ist es, wenn nichts signifikant ist?
Manchmal sind Studierende sehr enttäuscht, wenn sie ihre Nullhypothesen beibehalten müssen und ihre Alternativhypothesen nicht zutreffen. Das ist natürlich ein bisschen blöd, weil man ja gute Gründe für die Hypothesen hatte. Aber für die Abschlussarbeit ist das überhaupt kein Problem. Für eine gute Abschlussarbeit ist es nicht nötig, dass die Ergebnisse signifikant sind. Immerhin ist irren menschlich, das gilt auch in der Wissenschaft. Vielmehr ist es wichtig, dass in der Abschlussarbeit korrekt ausgewertet wird und alles nachvollziehbar dargestellt wird. Wenn man das schafft, dann bekommt man bestimmt auch eine gute Note. 🤓
Wo hole ich mir Hilfe?
Klar muss man erst mal wissen, wie das mit der Statistik funktioniert und was man wie auswertet. Das ist immer sehr individuell und kann daher nicht so locker und lässig in einem Blogbeitrag erklärt werden. Wenn man mit der Statistik Probleme hat, dann gibt es im Internet unzählige Videos und Erklärungen, die sich ganz leicht Googlen lassen. Für die Studierenden der FernFH habe ich im Statistik Austausch viele Informationen zusammengetragen und unterstütze auch wo es nur geht im Forum.
Bald ist die Abschlussarbeit zu Ende. Leider‼ Aber das wichtigste Kapitel – die Diskussion – fehlt noch. Um die geht es in meinem nächsten Beitrag.